Die Freiwilligenbörse Hamburg arbeitet mit einer Vielzahl von migrantischen Organisationen und hunderten Migranten als Ehrenamtlichen zusammen. “Das Dankeschön der Staatsministerin Böhmer ist eine würdige Achtung der hier lebenden ausländischen Mitbürger.”, so Bernd P. Holst, Leiter der Freiwilligenbörse Hamburg.
Es gilt das gesprochene Wort!
Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Damen und Herren,liebe Gäste aus der ersten Generation der Gast- und Vertragsarbeiter.
Dies ist heute Ihr Tag. Die Bundeskanzlerin hat Sie eingeladen, weil wir Ihnen Dank sagen wollen.
- Sie haben hart gearbeitet und damit zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Wohlstand in Deutschland beigetragen.
- Sie haben sich für ein besseres Miteinander eingesetzt.
- Sie haben Deutschland bereichert.
Dafür herzlichen Dank!
Dieser Dank ist nicht allein der Dank der Politik oder der Wirtschaft. Es ist der Dank unseres Landes, unseres gemeinsamen Landes. Heute sagt Deutschland Danke!
Wir erinnern uns alle: In den 50er Jahren setzte in Deutschland der Wirtschaftsboom ein. Es wurden dringend Arbeitskräfte gebraucht – doch der einheimische Markt war ausgeschöpft. Deshalb begann die Bundesrepublik ab 1955, ausländische Arbeitnehmer anzuwerben.
Aber auch die DDR konnte ihren Bedarf an Arbeitskraft nicht in allen Bereichen decken. Auch sie hat von Zuwanderung profitiert. An dieses schon fast vergessene Kapitel der ausländischen Vertragsarbeiter in der DDR möchten wir heute ebenso erinnern wie an die Gastarbeiter im Westen. Sie kamen aus Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslawien, der Türkei, Vietnam, Korea, Angola und vielen anderen Ländern des Südens nach Deutschland. Für die meisten von Ihnen war es eine Reise in ein unbekanntes Land, das heute Ihre zweite Heimat ist.
Sie haben angepackt, wo immer es anzupacken galt.
- An den Hochöfen
- in den Bergwerken
- in den Kantinen
- an den Fließbändern
- auf den Baustellen
- bei der Stadtreinigung
- in den Krankenhäusern
Sie gehören zur Geschichte Deutschlands ebenso wie zur Geschichte unserer Unternehmen und Gewerkschaften. Für den heutigen Tag haben wir deshalb Vertreter der deutschen Wirtschaft und der Gewerkschaften eingeladen. Aufs Podium kommen gleich
- Herr Dr. Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF
- Herr Sommer, Bundesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes und
- Herr Fleig, Personalvorstand der Daimler AG.Die BASF, lieber Herr Dr. Hambrecht, hat bereits 1960 in Italien Arbeitskräfte angeworben. Und wie ich höre, haben die Italiener nicht nur die Produktion vorangebracht, sondern auch die BASF-Kantine vor neue Anforderungen gestellt. Neben den Pfälzer Kartoffeln kamen die Spaghetti auf den Tisch.Die Gewerkschaften, lieber Herr Sommer, haben die ausländischen Arbeitnehmer seit 1961 aktiv integriert, ihre Interessen vertreten und praktische Hilfe geleistet: Sie haben damals Beratungsstellen in den Herkunftssprachen eingerichtet.Die Daimler AG, damals Daimler-Benz, hat ebenfalls zu den ersten gehört, die ausländische Arbeitnehmer beschäftigten. Bereits 1960 haben fast 1300 Gastarbeiter dafür gesorgt, dass die Bänder reibungslos liefen. Und heute beschäftigt die Daimler AG in Deutschland Menschen aus über 120 Nationen. Sie, lieber Herr Fleig, haben mit gesagt: Ohne die Kinder und Enkel der Gastarbeiter könnten sie ihre Ausbildungsplätze gar nicht besetzen. Ich freue mich, dass Sie heute mit uns die Leistungen der ersten Generation würdigen!Zu uns gekommen ist auch der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Herr Frank-Jürgen Weise. Die Vermittlung von Arbeitskräften aus Zuwandererfamilien und ihre Weiterqualifizierung ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. Vielen Dank, dass Sie da sind!Vielen Dank auch den anwesenden Botschaftern aus den Ländern, aus denen die sogenannten Gast- und Vertragarbeiter kamen. Die Geschichte der Anwerbung ist auch Ihre Geschichte!Sie, liebe Gäste aus der ersten Generation, hatten es anfangs nicht leicht. Fern der Heimat, oft auch fern der Familie, mussten Sie in Deutschland zurecht kommen.Die Arbeit, die Sie verrichtet haben, war oft hart. Viele waren in primitiven Wohnungen oder sogar Baracken untergebracht und mussten sich den Schlafraum mit drei, fünf, sieben Männern oder Frauen teilen.Viele von Ihnen hatten Verständigungsprobleme, und zwar nicht nur wegen der Sprache. Und Deutschland war ungeübt im Umgang mit anderen Kulturen.Nach und nach hat sich die materielle Situation verbessert. Aber das genügt nicht, um sich hier heimisch zu fühlen. Freundschaften müssen dazukommen. Die Erkenntnis: Ich bleibe hier. Dazukommen muss aber auch das Signal des Willkommens. Heimat hat mehr mit dem Herz als mit dem Kopf zu tun und wir Deutsche haben nicht immer die Sprache des Herzens gesprochen! Wir sprechen sie heute, an diesem Tag und in Zukunft. Denn wir haben gelernt: Integration ist ein wechselseitiger Prozess, der alle verändert.Sie haben das Gesicht Deutschlands verändert. Sie bereichern unsere Wirtschaft, unsere Kultur und unsere Gesellschaft. Mehr und mehr begreifen wir uns als vielfältiges Land, als Integrationsland.Deutschland ist Ihnen zur Heimat geworden, zur zweiten Heimat, wie viele von Ihnen sagen. Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Und wir haben eine gemeinsame Zukunft. Die Zukunft sind unsere Kinder und Enkel. Deshalb wollten wir heute nicht ohne sie feiern und haben auch einige von ihnen eingeladen.200 Männer und Frauen aus ganz Deutschland und mit Wurzeln in aller Welt sind heute hier. 200 Männer und Frauen, die viel geleistet haben. Von ihnen werden einige jetzt auf dem Podium mit der Bundeskanzlerin und Herrn Sommer, Herrn Dr. Hambrecht und Herrn Fleig sprechen. Aber nicht nur diejenigen, die jetzt aufs Podium kommen, nein, Sie alle sind Vorbilder.Wir haben Sie zugleich stellvertretend für alle eingeladen, denen wir Dank schulden.Deshalb bitte ich Sie: Tragen Sie unseren Dank, tragen Sie den Dank dieses Landes weiter. Sagen sie ihn allen, von denen sie wissen, wie viel sie geleistet und wie viel sie entbehrt haben.Den Muslimen unter uns wünsche ich ein schönes Zuckerfest!Jetzt sind wir alle gespannt auf das Podiumsgespräch. Danach wird Zeit für persönliche Gespräche sein und Zeit, miteinander anzustoßen.
- Auf Ihre Leistung,
- auf unser Land,
- auf unsere gemeinsame Zukunft.
Ich darf die Bundeskanzlerin und die anderen Diskussionsteilnehmer auf die Bühne bitten!
(Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung “REGIERUNGonline” – Wissen aus erster Hand )