„Jimmy“ Khemiri, einst Einwanderer aus Tunesien, ist vielen im Stadtteil als langjähriger Jugendleiter des FC Vorwärts Wacker 04 bekannt. Seit einigen Jahren ist Jimmy arbeitslos. Seine Frau Brigritte Khemiri, gelernte Industriekauffrau, teilt inzwischen sein Schicksal. Dennoch stecken die beiden nicht ihre Köpfe in den Sand. Sie engagieren sich als Botschafter des Ehrenamts. Jimmy engagiert sich trotz gekürzter Übungsleiterpauschalen unermüdlich für den Sport. Brigitte hilft mit ihren Fähigkeiten in der Freiwilligenbörse auf Draht Hamburg mit. Seit März 2006 unterstützt sie auch die ehrenamtliche Beratung des Job-Cafés Billstedt für Arbeitssuchende. Beide konnten ihre Arbeit der Bundestagsabgeordneten Krista Sager (Bündnis90/Die Grünen) vorstellen.
Diese zeigte sich interessiert für die breite Freiwilligenarbeit die im Job-Café mit den hauptamtlichen Stellen der Kirche harmoniert. Sozialpädagoge Rainer Picker, der Leiter des Mehrgenerationenhauses, erläuterte, wie die Kompetenzen von Ehrenamt und Erfahrungen aus der Gemeindearbeit kombiniert werden konnten. Insbesondere die Erfahrung aus dem Projekt „Frau und Arbeit“, vorangebracht von der sozialpädagogischen Honorarkraft Ilse Hans, diente als Vorbild für bürgernahe Betreuung vor Ort und dem Mehrgenerationenhaus als überparteiliche und überkonfessionelle Anlaufstelle.
Auch Antje Blumenthal (CDU) hatte einen Tag zuvor Gelegenheit, sich ausgiebig über die Arbeit des Job-Cafés zu informieren. Dabei zeigt sie großes Interesse am ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeiter. Sie will sich im Bundestagsausschuss für bürgerschaftliches Engagement in Zukunft für eine stärkere Wertschätzung der ehrenamtlich Tätigen durch die Gesellschaft einsetzen, z. B. durch einen geregelten Versicherungsschutz für freiwillige Arbeit und für Weiterbildungsmöglichkeiten.
In diesem Zusammenhang diskutierten Mehmet Keskin, Geschäftsführer von ATU, und Matthias Ilgen, im Job-Café für den Schwerpunkt Schule zuständig, Möglichkeiten der verstärkten Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen im Stadtteil. Ilgen plädierte dafür, dass mehr vermeintlich ausbildungsunfähige Schüler den Zugang zu gecoachten Berufsausbildungen erhalten. Nach ersten guten Erfahrungen in Billstedt hofft er in Zusammenarbeit mit Kiskin noch mehr migrantische Firmen in ganz Hamburg Mitte zum Ausbilden akquirieren zu können. Dabei wird es verstärkt auf die ehrenamtliche Vernetzung von Schulen und Betrieben ankommen.
Bernd P. Holst, Chef der Freiwilligenbörse und Initiator des Job-Cafés, machte in beiden Gesprächen die Spannungsfelder, in denen sich das Ehrenamt bewegt, deutlich. So sind immer eine Hand voll bezahlter Stabsstellen notwendig, um bürgerliches Engagement koordinieren und Ressourcen effektiv bündeln zu können. Mit relativ unaufwändigen gesetzlichen Verbesserung kann der Staat das Engagement seiner Bürger absichern und gleichzeitig, wie am Beispiel des Job-Cafés zu erkennen, Beschäftigung im öffentlichen Sektor sichern.
Beiden Abgeordneten sind noch einmal die besonderen Problematiken des Themas Arbeitslosigkeit im Stadtteil Billstedt bewusst geworden. Wir hoffen damit bei allen Parteien neue Diskussionen um Hilfsmöglichkeiten für Arbeitssuchende anstoßen zu können. Das Team des Job-Cafés bedankt sich bei Frau Blumenthal und Frau Sager für die offenen Gespräche.
Matthias Ilgen